Die ÖBB (konkret die ÖBB Infrastruktur AG, eine 100% Tochter der ÖBB-Holding) befährt mit dem Güterzugsverkehr (inklusive Schwer- und Gefahrenguttransporte) derzeit - und wahrscheinlich auch weiterhin - die Gleise der Verbindungsbahn quer durch Hietzing.
Wegen der offensichtlichen Fehlplanung beim Lainzer Tunnel, der heute schon nahe seiner Kapazitätsgrenze ist, will die ÖBB nun Güterzüge zunehmend wieder oberirdisch führen; was auf konkrete Befragung allerdings massiv in Abrede gestellt wird.
Das steht im krassen Widerspruch zu der der Bevölkerung gegenüber geführten Argumentation, wo für die Investition Lainzer Tunnel geworben wurde: „Durch den Lainzer Tunnel kann der gesamte aus dem Westen kommende Güterverkehr unter der Stadt hindurchgeführt und zum Zentralverschiebebahnhof Kledering bzw. zu den geplanten Güterterminals im Süden Wiens geleitet werden.“ (siehe dazu die dem Architektenteam FCP gegebene Vorgabe)
(Zu) viele Indizien sprechen jedoch dafür , dass der Güterzugsverkehr mit all seinen Ausprägungen zunehmend oberirdisch geführt werden soll und dass daher der Ausbau mit Hochtrasse erforderlich sein wird:
1. Die ÖBB hat im Projekt „Attraktivierung der Verbindungsbahn“ Lärmschutzwände entlang der Bahnstrecke vorgesehen - und das wegen zwei zusätzlicher Schnellbahnen pro Stunde pro Richtung?
2. Der Personenzug fährt durch den Lainzer Tunnel mit mind. 150 km/h, der Güterzug darf angeblich nur 75 km/h durch den Tunnel fahren - somit bremst jeder Güterzug den Personenzugsverkehr.
3. Im Tunnel hat der Personenzug Vorrang gegenüber dem Güterzug - oberirdisch hat der Güterzug Vorrang gegenüber dem Personenzug - eine ÖBB-interne Festlegung.
4. Die ÖBB kommuniziert lautstark, dass derzeit die Schließungsdauer der Bahnübergänge in Hietzing schon im Schnitt 20 Minuten beträgt und in Hinkunft - nach Verkürzung der Intervalle von 30 Minuten auf 15 Minuten der S80 - ca. 40 Minuten betragen wird.
Selbst durchgeführte Messungen zu Hauptverkehrszeiten (7:00 – 9:00 Uhr und 16:00 – 20:00 Uhr) zeigten eine durchschnittliche Schließungsdauer von 12 - 13 Minuten pro Stunde, die sogar noch optimiert werden könnte.
5. Die Reduzierung der Intervalle der Schnellbahn sei deswegen notwendig, weil angeblich die Menschen aus Niederösterreich kommend diese Verbindung von Hütteldorf nach Aspern so gut annehmen - nur die Waggons der Verbindungsbahn S80 sind derzeit weitgehend leer.
6. Die immer wieder der Allgemeinheit vorgetragenen Behauptungen der ÖBB, die Intensivierung der Verbindung der S80 von Hütteldorf/Hacking sei für die Wienerwaldgemeinden - vor allem für Purkersdorf - wichtig, widerspricht den offiziellen Aussagen der ÖBB gegenüber diesen.
Diesen Gemeinden hat man verbindlich erklärt, dass die direkte Anbindung des Personenverkehrs nicht über die S80 - wie immer wieder seitens der ÖBB für dieses exorbitant teure Projekt angeführt - sondern vielmehr über die S50 erfolgt! Das soll auch bis 20. August 2020 realisiert sein.
Hier stellt sich die Frage, ob vielleicht ein Planungsfiasko durch mangelnde interne Kommunikation zwischen verschiedenen Abteilungen der ÖBB zu Lasten der Bürger und der Steuerzahler besteht.
7. Wir stellen uns als Bürger auch die Frage, ob nicht einer der Gründe der geplanten Intensivierung des Güterverkehrs über die hochgeführte Verbindungsbahn die interne Verrechnung ist: Wenn man nämlich berücksichtigt, dass der Lainzer Tunnel schon mehr als 2⁄3 ausgelastet ist, und die Absicht der Beschleunigung des Personenverkehrs nicht erfüllt werden kann, wäre das Auslagern des Gütertransports auf die Strecke der Verbindungsbahn nachvollziehbar, ansonsten könnte man nicht mehr so viel transportieren.
8. Die ÖBB stützt sich auf den Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahre 2016, dem damals weder Kosten noch eine Bedarfsanalyse zu Grunde lagen! Nichtsdestotrotz wurde das Projekt „Hochführung der Verbindungsbahn“ seitens der Stadt Wien beauftragt.
Gegenüber der Bevölkerung argumentiert man neben den oben angeführten, irreführenden Gründen auch, dass die Bahnschranken, die angeblich Hietzing trennen, wegkommen.
Dass dafür das Stadtbild zerstört, Kulturgut (Klimtvilla) gefährdet und ein Betrag von € 260 Mio. (Preisbasis 2016 - also mindestens € 400 Mio. bis zur Fertigstellung) dem Steuertopf entzogen wird, ist nebensächlich.
Dieses Geld würde - in Zeiten wie diesen - anderorts weitaus dringender benötigt werden, aber das wird ignoriert - man will das Steuergeld in diesem Projekt versenken.
9. Die das Projekt extremst unterstützende SPÖ - siehe Presseaussendung samt der Berichterstattung in diversen Medien - verweist auf weitgehende Anrainergespräche, die nach unseren Recherchen ganz offensichtlich nicht - zumindest nicht im behaupteten Ausmaß - erfolgt sind.
FAZIT:
Das vor kurzem seitens der SPÖ und der ÖBB präsentierte Projekt, das jetzt angeblich Einwände der Bürger (welche?) berücksichtigt hat, ist eine klare Fehlinvestition.
Die ÖBB und die SPÖ wollen durch bewusst gesetzte Falsch- informationen die Bürger in die Irre führen und ruhigstellen. Die tatsächlichen Anliegen der Bürger, z.B. einen Schluss der Verbindungsbahnen S45 & S80 mit einem Knoten in Penzing zur Entlastung der U6, werden weiter ignoriert und vom Gemeinderats- ausschuss der Stadt Wien mit hanebüchenen Gründen abgeschmettert. (U2 und U5 (!!) sollen für die Entlastung der U6 sorgen???).
Wegen der kommunizierten Argumente muss kein Projekt „Attraktivierung der Verbindungsbahn“ umgesetzt werden, und es bringt auch keinen zusätzlichen Nutzen für die Bürger. Würde jedoch der Ring der Verbindungsbahnen S45 und S80 über Penzing geschlossen werden, brächte das für viele Bürger eine Alternative zur U6. Das kostet auch nicht € 400 Mio. bis zur Fertigstellung.
Verein: "Verbindungsbahn - So bitte nicht: Personenverkehr statt Güterverkehr"
Der neutrale und parteiunabhängige Verein entstand aus einer Bürgerinitiative und setzt sich kritisch mit der Planung des Jahrhundertprojekts „Attraktivierung Verbindungsbahn“ auseinander.
Die Zielsetzung liegt dabei in einer optimalen Nutzung und Integration „unserer“ Verbindungsbahn mit den Anforderungen eines modernen, öffentlichen Mobilitätskonzept, den Bedürfnissen der Hietzingerinnen und Hietzinger und dem Erhalt der einzigartigen Lebensqualität unseres Heimatbezirks Hietzing.
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.verbindungsbahn.info